Die Lesbenbar 22 – Schlimmer geht nimmer
Die Lesbenbar 22 – Schlimmer geht nimmer
Ja, und dann kommt das Wochenende, an dem mal wieder ein Wettkampf stattfindet, wir sehen uns nicht. Am Montag im Training ist sie recht abweisend, als ich sie in den Arm nehmen will, sagt: „Wir müssen reden“. Nach dem Duschen fahren wir in eine Kleine Kneipe, sie will nicht mit zu mir. Und ich falle aus allen Wolken, sie hat sich in eine andere Frau verliebt, von jetzt auf gleich, und sie sagt mir, daß wir uns nicht mehr treffen. Ja, ich bin getroffen. Wortlos zahle ich, ohne Gruß stehe ich auf, lasse sie einfach stehen.
Zwei Wochen igle ich mich ein, bin lange in der Firma, werde dort aber auch schnell in Ruhe gelassen, sogar Suse fahre ich an, entschuldige mich dann bei ihr. „Schon gut“, antwortet sie. Ich laufe jeden Morgen, laufe mir meinen Kummer von der Seele, trotzdem fühle ich mich alleine gelassen. Dann klingelt es, ich öffne, Babsi und Kerstin stehen vor der Tür. „Sag, bist du krank“? fragt Babsi, „seit zwei Wochen hören und sehen wir nichts mehr von dir, nicht einmal zum Training erscheinst du“. „Macht mir auch noch Vorwürfe“, belle ich sie an. Babsi geht in die Küche, macht uns einen Espresso, Kerstin nimmt mich in den Arm, führt mich zur Couch, setzt sich mit mir. Babsi kommt zurück, stellt jeder eine Tasse hin, dann sagt sie: „Los, jetzt erzähl, was los ist“.
Ich beginne, verheddere mich, fange noch einmal an, erzähle von Sabine, wie sie mich langsam von Carmen befreit hat, wie ich begonnen habe, mich in sie zu verlieben, wie sie mich einfach sitzengelassen hat. „Das Flittchen ist es doch nicht wert“, sagt Babsi. „Sie ist kein Flittchen“, sage ich erbost, dann muß ich einfach heulen. Kerstin nimmt mich in den Arm: „Ja, Süße, laß es raus“, sagt sie sanft. Ich weiß nicht, wie lange ich so dagesessen und geheult habe, ich weiß nur noch, daß Kerstins Bluse an der Schulter ganz naß war, Babsi mir ein Taschentuch gereicht hat, als ich leise geschnieft habe und mit mir ins Bad gegangen ist, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte. Lange haben sie auf mich eingeredet, bis ich schließlich versprochen habe, am nächsten Dienstag wieder zum Training zu kommen.
Ganz langsam richte ich mich ein, gehe mal tanzen, beschließe aber, vorerst alleine zu bleiben, mich auf keinen Fall auf eine Beziehung einzulassen. Wieder lande ich ab und zu mit einer Frau im Bett, aber es ist nur körperliche Befriedigung. Ich überlege, ob ich nicht in Urlaub fahren soll, um Abstand zu gewinnen, meine Freundinnen reden mir zu, Olli meint: „Du wolltest doch schon immer mal eine Tour mit dem Motorrad machen, nutze doch die Gelegenheit“. Aber ich kann mich nicht entscheiden, bin eher lustlos, lasse mich treiben, nur meine Arbeit macht mir noch Spaß.
Und zu allem Übel komme ich ins Geschäft, finde eine heulende Suse vor. „Was ist denn dir für eine Laus über die Leber gelaufen“? frage ich. „Ich habe sie rausgeschmissen“, heult Suse. „Wen rausgeschmissen“? frage ich irritiert. „Na, meine Freundin, stell dir mal vor, ich habe sie mit einer Andern im Bett erwischt“, schnieft sie. „Wir sind schon zwei Pechvögel“, sage ich. „Du blödes Weib“, keift Suse, „du fickst ein paar Wochen mit einer Dahergelaufenen herum und vergleichst dich mit mir, drei Jahre habe ich mir eingebildet, sie wäre die Frau meines Lebens“. Ich stutze einen Moment, dann antworte ich: „Die eine denkt es nach ein paar Wochen, die andere nach drei Jahren, blöd ist nur, daß wir uns beide geirrt haben“.
Es waren wohl nicht die richtigen Worte, Suse läßt mich einfach stehen. Tage dauert es, bis Suse wieder normal ins Geschäft kommt, im Moment bin ich gefordert. Es dauert einige Wochen, aber Suse geht es wie mir, sie hat nur noch Spaß an ihrer Arbeit. Es ist eine Zeit, in der wir beruflich sehr kreativ sind, unser Geschäft läuft, wir verdienen gut. Nur schaffen wir es beide nicht, aus unserem Loch zu kommen, beruflich reden wir den ganzen Tag miteinander, privat wechseln wir kein Wort.
Je abweisender Suse wird, um so mehr erkenne ich, daß ich sie immer noch liebe. Ich sitze zu Hause und grüble: Habe ich mir nur zur Frau machen lassen, um ihr zu gefallen? Dachte ich insgeheim, ihr damit näher zu kommen? Nein, so war das nicht, ich wollte es, und ich will es. Als Mann war ich der eher schwächliche, weibliche, niemand nahm mich erst. Als Frau schauen mir die Männer nach, bewundern mich. Aber will ich das? Na ja, für das Selbstbewußtsein tut es schon gut, und ich fühle mich in meinem Körper auch wohl. Nur werde ich mich halt daran gewöhnen müssen, alleine zu leben. Und auch das stimmt nicht, Haben meine Freundinnen nicht nach mir geschaut, als es mir schlecht ging? Versinke ich nicht in einem Jammertal, weil ich mich wohl fühle darin? Steffi, so geht es nicht weiter mit dir, sage ich mir, nehme mir vor, wieder offener zu werden, wieder mehr auszugehen.
Schon am nächsten Dienstag meinen meine Mädels, daß ich ihnen wieder besser gefalle. Und ich bleibe lange an diesem Abend, sitze mit Babsi und Kerstin zusammen, auch Yvonne und Lissy sind dabei. So wie am Anfang meiner Verwandlung. Ich nehme es als Zeichen für einen Neuanfang. Am Freitag gehe ich wieder einmal tanzen, es macht mir Spaß, wieder einmal einen warmen Frauenleib im Arm zu haben, nur so zum Spaß, nicht im Training. Und ich suche mir ein Sportstudio, ein kleines hat ganz in der Nähe meiner Wohnung eröffnet, der Besitzer ist nett, macht mich nicht an. Ich sage ihm, daß ich ab und zu an Kreuzschmerzen leide, er nimmt sich Zeit, stellt mit mir ein Programm zusammen, zweimal in der Woche gehe ich ins Studio, trainiere eine Stunde, es gibt eine kleine Bar, an der Säfte aller Art ausgeschenkt werden, oft treffen sich einige junge Leute, trinken noch etwas, fachsimpeln über neue Übungen.
Gerade habe ich wieder etwas Auslauf gewonnen, passiert es. Ich bin gerade nach Hause gekommen, habe mich geduscht und umgezogen, kommt ein Anruf, eher ein Hilferuf von Kerstin. „Süße, kannst du bitte kommen, ich habe ein Problem“, sagt sie. „Fehlt euch eine Bedienung, oder was“? frage ich belustigt. „Es geht um Suse“, antwortet sie. „Bin in einer Viertel Stunde da“, sage ich, ziehe eine Jacke über mein Kleid, angle nach meiner Handtasche, nehme die Schlüssel des Porsche, er ist am schnellsten, brause los.
Mit quietschenden Reifen halte ich vor dem Hexenhäuschen, stürme hinein, da kommt mir auch Kerstin schon entgegen. „Da“, sagt sie, zeigt auf einen Platz an der Theke. „Oje“, schnaufe ich tief durch. Suse hängt über der Theke, scheint völlig betrunken. „Was ist denn passiert“? frage ich. „Sie ist erst zum zweiten Mal wieder hier, und ausgerechnet ihre Verflossene läuft ihr schäkernd mit ihrer neuen Schnecke über den Weg. Stell dir vor, so ein Christbaum“. „Ein was“? frage ich. „Ältere Dame, stinkreich, behängt wie ein Christbaum, leuchtet selbst in der Dunkelheit“, erklärt Kerstin. „Das hat sie nicht verdient“, sage ich. „Aber prophezeit bekommen“, sagt Kerstin, „diese Felizitas ist ebenso hübsch wie hintertrieben. Du siehst es ja, sie hat etwas Besseres als Suse gefunden“. „Etwas besseres, daß ich nicht lache“, erkläre ich, aber jetzt wird es Zeit, mich um Suse zu kümmern. „Sie wollte unbedingt noch heimfahren“, sagt Kerstin.
Davon kann im Moment keine Rede mehr sein, Suse ist fast nicht mehr bei Besinnung. „Sie hat den Cognac wohl nicht vertragen“, meint die Bedienung. „Was, Cognac“? frage ich. „Ja, einige“, sagt die Bedienung. Meine Suse, die schon beim zweiten Glas Wein redselig wird, Cognac, das kann ja noch was werden. Ich denke nach, schalte schnell, gehe in die Küche, lasse mir von Babsi einen Topf geben. „Wozu brauchst du den“? fragt sie. „Vielleicht muß ich mal pinkeln unterwegs, frag nicht so viel“, antworte ich. „Die geht es wohl schon wieder zu gut, Fräulein“, droht sie lächelnd. „Frag Kerstin“, sage ich, bin schon weg. Ich stelle den Topf griffbereit ins Auto, hole noch ein feuchtes Handtuch, lege es dazu, dann gehe ich wieder rein, atme tief durch. „Was will`sn du“? lallt Suse, als sie mich erkennt. „Dich abholen, wir müssen zur Arbeit“, schalte ich. „Ach so“, lallt sie, Kerstin hilft mir, Suse ins Auto zu setzen. Wir sind noch nicht lange unterwegs, da höre ich, wie Suse schon würgt. Noch ein paar Meter, ich fahre rechts ran, schalte den Warnblinker ein, kann gerade noch nach dem Topf greifen, da spuckt sie schon los. Es riecht nicht gut, ich halte mit einer Hand den Topf, mit der anderen öffne ich das Fenster, um frische Luft zu bekommen. Eine ganze Weile würgt es Suse, dann hat sie sich auf gut deutsch ausgekotzt, ich wische ihr das Gesicht und den Mund ab, steige aus, schütte den Inhalt des Topfes in den Wald, stelle aber den Topf wieder griffbereit, Frau weiß ja nie.
Auch Suses Fenster öffne ich ein wenig, sie hat sich im Sitz ganz zurückgelehnt, ist bleich im Gesicht, atmet aber wieder ruhiger. Ganz vorsichtig fahre ich an, schaue nach ihr, aber es scheint zu gehen, im Schneckentempo fahre ich heim, atme tief durch, als ich in der Garage stehe. Ich laufe schnell hoch, öffne alle Türen, dann hole ich Suse. Schwer hängt sie auf meiner Schulter, zum Glück habe ich wieder ein wenig trainiert, trotzdem schnaufe ich schwer, als ich sie im Eßzimmer auf einen Stuhl bugsiere. Sie legt sich auf den Tisch. Bis ich alle Türen geschlossen habe und wieder oben bin, röchelt sie. Ich fasse sie unter, wir schaffen es gerade ins Bad, da kommt ein neuer Schwall. Das meiste geht in die Toilette, ein wenig geht auch daneben, aber nicht nur das, Suse hat sich auch vollgemacht, konnte ihre Pisse nicht mehr halten.
Ich setze sie auf den Klo, ziehe mich aus, lege meine Kleider weg, dann versuche ich, auch Suse auszuziehen. Es ist gar nicht so einfach, eine Frau aus dem Kleid zu schälen wenn sie wie ein Sack an einem hängt, aber schließlich schaffe ich es, mit ihr gemeinsam unter die Dusche zu kommen, ich stelle das Wasser auf lauwarm, so gelingt es mir, sie wieder etwas in Form zu bringen. Als wir beide gereinigt sind, trockne ich zuerst sie ab, lasse sie sich auf die Wanne setzen, dann trockne ich mich ab. Ich hole ihr ein langes Nachthemd, mit viel Mühe schaffe ich es, sie hineinzubekommen. Ich transportiere sie zum Waschbecken, Zähne putzen hat wohl keinen Wert, aber einen Becher mit Wasser, viel Mundwasser gebe ich hinein, reiche ich ihr. Sie will trinken, merkt, daß es scharf ist, stuckt aus. Das gleiche noch einmal, dann leere ich den Becher, fülle ihn mit kaltem Wasser, wieder setzt Suse an, trinkt ein paar Schlucke, hat jetzt wenigstens etwas im Magen. Ich führe sie in mein Schlafzimmer, helfe ihr ins Bett, lege ihr zwei Kissen unter, fast augenblicklich schläft sie ein.
Bei offenen Türen reinige ich das Bad, nehme Suses Kleider, gebe sie gleich in die Waschmaschine, schalte sie ein, nach dem Vorwaschgang schalte ich ab. Jetzt mache ich mich für die Nacht zurecht, gehe ins Schlafzimmer, lege mich zu Suse, ihr Nachttischlämpchen lasse ich brennen, meines schalte ich ab, ich schaue noch eine Weile nach ihr, schlafe aber irgendwann müde ein. Einige Male wache ich auf in der Nacht, Suse bewegt sich, sie schnarcht vor sich hin, ich drehe mich um, schlafe wieder ein.
Wie immer wache ich früh auf, bin aber heute wie gerädert, habe nicht gut geschlafen. Ich schaue nach Suse, sie schnarcht noch immer. Also mache ich mich auf in die Küche, setzte Kaffee auf, gebe Brötchen in den Backofen, sie braucht etwas in den Magen, wenn sie aufwacht. Ich schaue noch einmal im Schlafzimmer, sie schnarcht noch immer. Ich suche meine Sachen zusammen, gehe ins Bad, mache mich für den Tag fertig, egal, ob sie kommt oder nicht, ich reinige mich, dusche, putze Zähne, schminke mich, ziehe mich an. Die Aktion in der Nacht hat mich hungrig gemacht, ich decke den Tisch für uns beide, stelle Suse zusätzlich ein Glas Mineralwasser hin, lege zwei Aspirin dazu, sie wird sie gut gebrauchen können. Ich kaue gerade auf meinem Brötchen, da höre ich ein Stöhnen aus meinem Schlafzimmer, lausche, zwinge mich aber, sitzen zu bleiben.
Es dauert eine Weile, da höre ich tapsende Schritte, gleich darauf geht die Klospülung. Ich höre den Wasserhahn rauschen, einen Moment nichts mehr, dann wieder tapsende Schritte. Eine bleiche Suse steht an der Tür, schlägt die Augen nieder, sagt nur: „Au weia, ich habe mich gestern ja gründlich daneben benommen. Sie blickt an sich herunter, sieht das Nachthemd, blickt mich an, fragt: „Wie komme ich da hinein“? „Ich habe mir erlaubt, dich bettgerecht zu Kleiden, gehe zu ihr, halte ihr einen Morgenmantel hin, stelle ihr ein paar Pantoffeln dazu. „Zieh dich an und setz dich, wir wollen frühstücken. „Nein“, sagt sie nur. „Hinsetzen“, rufe ich streng.
Sie überdenkt ihre Situation, wird ein wenig rot im Gesicht, steht ihr gut, ergibt sich ihrem Schicksal, zieht den Morgenmantel an, schlüpft in die Pantoffel, läßt sich mir gegenüber auf den Stuhl fallen. „Schatz, ich habe dir ein Glas Wasser und zwei Aspirin hingelegt, das nimmst du als Erstes“, bestimme ich weiter. Sie reibt sich die Schläfen, folgt aber Gehorsam meinem Befehl. Lange liegt sie über dem Tisch, langsam bessert sich ihre Gesichtsfarbe.
Sie blickt wieder unter sich, fragt zaghaft: „Was ist eigentlich gestern passiert, ich kann mich nicht mehr genau erinnern“? „Also den Anfang habe ich ja nicht mitbekommen, den hat Kerstin mir erzählt“. „Du kennst Kerstin“? fragt Suse erstaunt. „Kindchen, ich bin wie du eine Lesbe, Kerstin und Babsi sind meine Partnerinnen, uns gehört das „Hexenhäuschen“. „Was“? sagt Suse, „das wußte ich ja gar nicht“. „Dir scheint manches entgangen zu sein in den letzten Jahren“, antworte ich, „aber weiter, Kerstin hat mich angerufen, um Hilfe gebeten, mir gesagt, daß du nicht mehr ganz nüchtern im Lokal sitzt und unbedingt heimfahren willst. Da bin ich natürlich gleich los“. „Und hast mich in dein Bettchen gelegt“, sagt Suse spitz. „Wenn du so willst, es war ein ganzes Stück Arbeit, unterwegs mußten wir anhalten, weil gnädige Frau unbedingt etwas loswerden wollte, ich habe mich abgeschleppt, um dich die Treppe raufzubringen, leider hat es nicht ganz bis zum Klo gereicht, aber deine Kleider sind schon im Trockner, und dich unter die Dusche zu bekommen, war auch nicht einfach, und geschnarcht hast du heute nacht wie ein Kanalarbeiter“, antworte ich.
Suse beginnt zu heulen und sagt: „Ich schäme mich so“. Schnell bin ich bei ihr, setze mich neben sie, hebe sie auf meinen Schoß und sage sanft: „Ich kann dich verstehen, diese Felizitas ist ein Biest, sie hat dich gar nicht verdient“. Eine ganze Weile heult Suse, dann schnieft sie, ich reiche ihr ein Taschentuch. „Jetzt ißt du erst mal etwas, dann sehen wir weiter“. „Ich bekomme keinen Bissen runter“, sagt sie. „Ohne etwas im Magen geht es dir heute Abend noch schlecht“, sage ich. Ich schenke ihr Kaffee ein, schmiere ihr ein halbes Brötchen, gebe etwas Marmelade darauf, halte es ihr hin. „Magst du deinen Kaffee immer noch mit Milch und Zucker“`? frage ich, sie nickt, ich gebe beides in ihre Tasse, rühre um. Suse trinkt einen Schluck, kaut ein wenig, trinkt weiter, kaut weiter, noch immer sitzt sie auf meinem Schoß. Nachdem sie ihre Tasse ausgetrunken und ihr halbes Brötchen gekaut hat, sagt sie wieder: „Ich schäme mich so“.
„Schatz, das hatten wir schon, komm, geh ins Bad, mach dich frisch, bis du fertig bist, kannst du deine Kleider wieder anziehen, sie sind dann trocken“, schlage ich vor. Während Suse im Bad ist, rufe ich im Geschäft an, frage nach Terminen, die wir heute haben, nichts Wichtiges dabei, eine Kundin von mir, ich bitte, den Termin zu verlegen, sage, daß Suse und ich heute nicht in die Firma kommen, sage etwas von einem Berater, der kurzfristig Zeit für uns hat.
Ich räume den Tisch ab, lasse nur den Kaffee stehen, gönne mir noch eine Tasse, dann kommt Suse in meinem Morgenmantel und meine Pantöffelchen aus dem Bad, sieht mich an, ich sage zu ihr: „Mach dich ein wenig zurecht, kannst alles benutzen, was du findest, ich bügle in der Zwischenzeit deine Sachen auf“. Sie sieht keine andere Möglichkeit, schnell hole ich ihre Sachen aus dem Trockner, sie verschwindet wieder im Bad. Ihr Kleid habe ich bald in Ordnung, auch ihr Höschen und ihren BH bringe ich in Form, aber ihre Strumpfhose ist nicht mehr zu verwenden, irgendwo ist sie hängengeblieben. Ich gehe ins Schlafzimmer, lege ihr einen Strumpfhalter und ein paar Strümpfe dazu. Als sie im Bad fertig ist, reiche ich ihr ihre Sachen, merke, daß sie sich jetzt schon ein wenig wohler fühlt.
„Du, wir müssen miteinander reden“, sage ich, „so kann es mit uns nicht weitergehen, ich habe schon im Geschäft angerufen, gesagt, daß wir heute einen auswärtigen Termin haben“. „Was gibt es denn da zu reden“, sagt sie, und wieder: „Ich schäme mich ja so“. Ich schenke Suse noch eine Tasse Kaffee ein, rühre Milch und Zucker hinein, schiebe sie ihr hin. Mechanisch trinkt sie, stellt die Tasse ab. „Komm, wir machen einen Spaziergang“, sage ich, suche jeder von uns eine Jacke heraus, sie läßt sich einfach führen. Mist, in der Garage stinkt es erbärmlich, ich habe den Topf vergessen. „Ich schäme mich ja so“, sagt Suse wieder, ich öffne die Garage, nach wenigen Sekunden können wir wieder durchatmen, aber Suse ist wieder ganz blaß im Gesicht. Ich stelle den Topf raus, eigentlich wollte ich ein Stück fahren, aber so ziehe ich sie mit mir.
Wir gehen durch den Park, der Frühling zeigt sich, überall beginnen die Blumen zu blühen, die Bäume bekommen das erste grün. Schweigend gehen wir eine Weile, dann sage ich zu Suse: „Schatz, sag mir einfach, wenn es dir zu viel wir, aber ich muß es mir einfach von der Seele reden“. „Was meinst du“? fragt sie. „Während du nur deine Liebste verloren hast, habe ich mich auf gefragt, ob mein Weg richtig war, oder ob ich mich nur als Frau gebe, um dir zu gefallen, du sollst wissen, ich liebe dich noch immer. Es ist mir erst klargeworden, als du heulend in deinem Büro gesessen hast, das hat mir richtig wehgetan“, sage ich. Sie sieht mich richtig erschrocken an, fragt: Und, zu welchem Ergebnis bist du gekommen“?
„Na ja“, antworte ich, „als Mann war ich ja wohl eher eine Memme, ein Stück auch eine Fehlfunktion, ich konnte nicht zum Baden, mein Busen war einfach zu groß, meine Haut zu weich, na du weißt ja, wir konnten früher immer unsere Kleider tauschen. Und als Frau bin ich richtig, die Männer drehen sich nach mir um, ich finde Beachtung, hebe meine Freundinnen, nein, ich bin Frau. Und trotzdem liebe ich dich noch“, sage ich leise zum Schluß.
Eine ganze Weile gehen wir nebeneinander her, dann sagt Suse: „Und Carla, und Carmen, und Olli, und wie sie alle heißen“? „Bis auf Carmen alle unwichtig, Episoden“, sage ich, „Carmen war anders, vor ihr habe ich überlegt, ob ich mich ganz operieren lassen soll, aber sie hat mir gezeigt, was der Unterschied ist. Es ist nicht der Schwanz, ob er da ist oder nicht, nein, es ist, wie wir sind, zärtlich, geduldig, einfühlsam, oder einfach schwanzgesteuert“. „Und Carmen war so“? fragt Suse. „Stundenlang konnten wir im Bett liegen, uns einfach streicheln, unsere Brüste saugen, uns küssen, uns bewundern, ein Glas Wein miteinander teilen, von Mund zu Mund, waren dabei glücklich, dann wieder hat sie mein Möschen so schön gefickt, daß ich beinahe vergangen bin, ebenso hat sie vor mir gelegen, sich mir ganz geöffnet, hingegeben, ihre Lust aus sich herausgeschrieen“, erkläre ich ihr. „Wie ich mit Feli“, antwortet Suse.
Sie nimmt meine Hand, ganz vorsichtig, wir gehen weiter, beide denken wir an vergangene Zeiten. „Du, beide haben wir Erlebnisse, die wir sicher nicht vermissen wollen“, sage ich sanft. Suse ist wohl gerade anders drauf: „Und solche, die wir besser schnell vergessen sollten“, sagt sie hart. Wieder gehen wir eine Weile, dann sage ich: „Bei Carla habe ich nur gedacht: „Doofe Kuh“, aber als Carmen in die Maschine einstieg, wäre ich am liebsten gestorben, ich habe Rotz und Wasser geheult, tagelang“. „Ja“, antwortet Suse, sie öffnet sich jetzt auch, „als ich die beiden im Bett erwischt habe, hatte ich nur Zorn im Leib, aber als ich Gestern ihre neue „Flamme“ gesehen habe, bin ich mir so minderwertig vorgekommen“. „Du warst ja noch einfühlsam, hast dich nur besoffen, ich glaube, ich wäre ihr an die Gurgel gegangen“, sage ich. „Macho“, sagt sie. „Na ja, vielleicht hätte ich ihr auch nur die Augen ausgekratzt, mir aber vorher meine Nägel gut gefeilt“, lache ich. „Guter Einfall“, antwortet Suse lachend.
„Ach Schatz, wir sollten öfter solche Spaziergänge machen“, schlage ich vor. „Vielleicht hast du recht“, antwortet Suse, „das hält mich zumindest von den Besäufnissen ab“. „Wäre doch schon was“, lächle ich sie an. Sie nimmt meine Hand fester, gerne drücke ich dagegen. Langsam kommen wir wieder auf den Rückweg, ich sage zu ihr: „Wenn wir schon einen Tag frei haben, was hältst du davon, wenn ich uns ein schönes Essen koche und wir uns einen gemütlichen Tag machen“? „Hatte ich schon lange nicht mehr“, antwortet Suse. Auf dem Rückweg kommen wir an einem Laden vorbei, in dem ich gerne einkaufe, es ist kein Supermarkt, es gibt kein „Geiz ist geil“, aber frische, gute Waren, die ihr Geld wert sind. Gemeinsam beteten wir den Laden, noch immer hat Suse meine Hand in ihrer. „Schatz, was würdest du gerne essen“, frage ich sie. Der Ladeninhaber kennt mich lange, bei ihm habe ich in beiden Gestalten eingekauft, bin eine gute Kundin, ihn kann nichts mehr erschüttern. „Einen schönen Braten“, antwortet Suse. „Ja, und dazu Knödel und frisches Gemüse“, sage ich. „Zwiebeln brauche ich, oh, ein Glas scharfen Senf, der ist bei mir aus, unbedingt Speck, mir kommt die Idee, und von ihrem guten selbstgemachten Sauerkraut“, sage ich.
Beschwingt machen wir uns auf den Heimweg, wie früher hilft Suse mir bei den Vorbereitungen, ich stehe am Herd, koche für uns. Auf einmal sehe ich, daß sie wieder heult. „Was hast du, Schatz“? frage ich. „Ich dumme Gans habe dich abgewiesen“, schnieft sie, „du bist die Einzige, die sich um mich kümmert“. „Nicht, Kleines“, sage ich leise, reiche ihr ein Taschentuch, „laß dich doch nicht runterziehen, wir beginnen noch einmal neu“. Ich meine es auch so, habe die Hoffnung, daß Suse mir folgt, innerlich glaube ich aber nicht an einen Erfolg, werde ganz vorsichtig sein, nehme mir vor, ihre Abweisung tapfer zu ertragen.